Interview Lachgas

1. Warum haben Sie begonnen, mit Lachgas zu behandeln?

Ich habe im Vorfeld unseres heutigen Interviews meine Lebenspartnerin gefragt, welche Fragen sie mir stellen würde, wenn es ums Thema Lachgas* geht. Bezeichnenderweise war ihre Antwort, dass sie mir drei Gegenfragen stellte: Wie lange dauert es? Tut es weh und geht es auch schneller? Ich denke, dass sind genau die Fragen, die sich insgeheim jeder Patient stellt, wenn ich ihm eröffne, dass bei ihm einiges zu tun ist. Und diese Fragen höre ich auch immer wieder, wenn natürlich auch in Variationen und auch nicht immer alle. Um es vorweg zu nehmen: Lachgas beeinflusst nicht, wie lange eine zahnärztliche Behandlungssitzung dauert und ob es weh tut. Es beeinflusst sehr wohl jedoch die subjektiv empfundene Behandlungsdauer, und das ist nur eine der faszinierenden Wirkungen, die Lachgas auf den Patienten hat. Die Zeitempfindung geht insbesondere bei längeren Sitzungen verloren, sodass der Patient die Behandlungsdauer für sich selbst als deutlich kürzer empfindet als sie tatsächlich ist, was auch zuweilen zu angenehmen Überraschungen seitens des Patienten führt.

2. Ich dachte immer, Lachgas wird zur Betäubung verwendet …

Das muss ich jetzt deutlich korrigieren: Mit Lachgas wird sediert, das heißt, der Patient ist während der ganzen Behandlungszeit voll ansprechbar, kann reagieren und ggf. die Sedierung bewusst unterbrechen. Wenn der Laie „Betäubung“ sagt, meint er oft fälschlicherweise „Narkose“, also ein Zustand, in dem er betäubt ist und überhaupt nichts von der Behandlung mitbekommt, so wie bei großen Operationen im Krankenhaus z.B. Das ist ein großer Unterschied zur Sedierung, denn Sedierung bedeutet Beruhigung. Der Patient wird also in einen ruhigen und völlig entspannten Zustand gebracht. Dieser Zustand ist am besten vergleichbar mit demjenigen kurz vor dem Einschlafen, also eine angenehme Bettschwere.

3. „Sedieren“ ist also etwas anderes als „Betäuben“ und das wiederum ist etwas anderes als „Narkose“?

Ganz genau. Eine Narkose ist eine Betäubung, der Patient ist nicht bei Bewusstsein, kann das Verfahren nicht aus eigenem Willen heraus beenden und ein speziell geschulter Anästhesist muss permanent die sogenannten Vitalfunktionen, also z.B. Atmung, Puls, Blutdruck usw., überwachen und das Narkotikum entsprechend steuern. Das hat, wie vorhin schon gesagt, durchaus seine Daseinsberechtigung, auch in der Zahnmedizin, ist jedoch schon eine erhebliche Belastung für den Organismus des Patienten. Die Lachgas-Sedierung belastet den Patienten überhaupt nicht. Natürlich sind auch hier Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Mittels eines Pulsoxymeters überwachen auch wir kontinuierlich Herzschlag und Sauerstoffsättigung des Blutes, außerdem ermitteln wir im Vorfeld mit einem speziellen Anamnesebogen, ob eine Sedierung überhaupt medizinisch statthaft ist. Menschen mit Drogenproblemen, dazu zählt natürlich auch Alkohol, mit chronischen Atemwegserkrankungen oder Menschen, die Antidepressiva einnehmen, dürfen nicht mit Lachgas sediert werden.

4. Wenn ich Sie jetzt richtig verstehe, ist so eine Lachgassedierung auch nicht ganz ohne …

Nun, das verstehen Sie insofern richtig, als dass man schon etwas können muss, bevor man einen Patienten mit Lachgas sediert. Genau deshalb muss sich eine Zahnarztpraxis, die die Lachgas-Sedierung anbieten und anwenden möchte, sorgfältig vorher ausbilden lassen. Das Team im Allgemeinen und der Zahnarzt im Besonderen müssen über die medizinischen Hintergründe ausgebildet sein. Außerdem wird in der Ausbildung vermittelt, welche Geräte für die Lachgas-Sedierung überhaupt zulässig sind. Genau deshalb, weil Sicherheit in meiner Praxis immer großgeschrieben wird, habe ich das gesamte Praxisteam zur Lachgas-Anwendung zertifizieren lassen, denn nur zertifizierte Praxen sind berechtigt und auch fachlich in der Lage, Lachgas korrekt und für den Patienten sicher anzuwenden.

5. Das heißt also, ich kann nicht einfach erwarten, zu jedem x-beliebigen Zahnarzt gehen zu können und darum zu bitten, mich unter Lachgassedierung zu behandeln?

Absolut richtig! Der Zahnarzt und sein Team müssen ausgebildet und zertifiziert sein. Nur dann haben Sie als Patient die Gewissheit, mit höchsten Sicherheitsstandards behandelt zu werden.

6. Ja, und wie erkenne ich eine solche Praxis?

Ganz einfach: Fragen Sie nach der Lachgas-Sedierung. Wenn der Kollege oder die Kollegin Ihnen das dann anbietet, lassen Sie sich zu Ihrer Sicherheit das Zertifikat zeigen, das zur Lachgas-Sedierung berechtigt.

7. Sie, Herr Karmoll, und Ihr Team sind also zertifiziert?

Selbstverständlich!

8. Kommen wir noch einmal zurück auf die eingangs gestellte Frage: Warum behandeln Sie mit Lachgas?

Viele Menschen haben Angst vor dem Zahnarzt und viele Menschen würgen sehr schnell, wenn ein Zahnarzt sie behandeln möchte. Und da das eine oft auch das andere bedingt, gibt es folgerichtig auch viele Menschen, die würgen und deshalb Angst vor einer zahnärztlichen Behandlung haben, und andere wiederum, deren Angst vor dem Zahnarzt sie würgen lässt.

9. Mit Lachgas behandeln Sie also die Zahnarztangst und den Würgereiz?

„Behandeln“ ist oft zu viel gesagt. „Umgehen“ trifft es besser. Menschen haben Angst vor dem Zahnarzt, weil sie Angst vor Schmerzen haben. Oft begründet sich diese Angst aus Kindheitserlebnissen, oft sind es Horrormärchen, die herum erzählt werden und oft ist diese Angst überhaupt nicht objektiv begründbar. Wie dem auch sei: Es gibt viele Menschen, die durch ihre Angst* so beherrscht werden, dass sie nur noch bei schlimmen oder gar schlimmsten Zahnschmerzen zum Zahnarzt gehen. Diese Schmerzbehandlungen, oft im Notdienst am Wochenende oder an Feiertagen, sind dann gerne ’mal tatsächlich unangenehm, der Angstpatient wird in seiner Meinung bestätigt, dass Zahnarztbesuche schlimm sind, vermeidet die dann unbedingt erforderlichen Folge- und Kontrolltermine, geht wieder erst dann, wenn es höllisch weh tut usw. usf., ein Teufelskreis! Und ganz genau diesen Teufelskreis durchbrechen wir mit Lachgas: Die Patienten erleben, wie angenehm eine Behandlung auf dem Zahnarztstuhl sein kann, wie gelöst die Atmosphäre ist, wie schnell doch alles geht. Und siehe da: Die Patienten kommen regelmäßig, lassen ihr Gebiss auf Vordermann bringen, erleben, dass die Behandlungen auf Dauer immer kürzer und unaufwendiger werden usw. usf., ein „Engelskreis“ jetzt quasi.

10. Na gut, dass Lachgas bei Angst etwas bewirken kann, leuchtet mir schon ein, aber Würgreiz ist ja schließlich ein Reflex, den man nicht wegleugnen kann, wie soll da Lachgas helfen?

Indem es die Muskulatur entspannt. Zum Würgen brauchen Sie Muskeln, die Sie anspannen können. Werden diese Muskeln jedoch in einem entspannten Zustand gehalten, ist der Würgreiz unter Kontrolle. In sehr hartnäckigen Fällen unterstützen wir die Lachgas-Sedierung noch zusätzlich mit Akupunktur*. Ein Besipiel: Bei einer Patientin war es mit dem Würgen schon so schlimm, dass nicht einmal mehr eine normale zahnärztliche Untersuchung möglich war. Der Mundspiegel musste noch nicht einmal die Zunge oder die Wange berühren, schon ging es los. Bei ihr mussten jedoch dringend die Backenzähne behandelt werden. Und bei der gleichen Patientin, die ohne Lachgas noch nicht einmal den Mundspiegel tolerierte, konnten wir unter Lachgas-Sedierung ganz hinten im Mund arbeiten und sogar noch einen Spanngummi anlegen, der mit einer Klammer hinten am Zahn befestigt werden muss. Können Sie sich vorstellen, wie erleichtert und dankbar die Patientin dann war?

11. Na, wenn das doch alles so gut mit Lachgas funktioniert, warum bieten es dann nicht alle an?

Im Studium wird man diesbezüglich nicht ausgebildet. Und wenn man sich mit diesem Thema als Zahnarzt auseinandersetzt, findet man schnell Quellen, die Lachgas als obsolet, also veraltet, ansehen. Nach dem Motto: Dafür gibt es doch Anästhesien und zur Not auch Narkose. Nun ist einem Angstpatienten mit der Narkose aber überhaupt nicht geholfen. Er wird zwar behandelt, hat aber immer noch die gleiche Angst, die mit zunehmendem Alter tendenziell größer wird. Das heißt, dass der vorhin geschilderte Teufelskreis nicht durchbrochen wird. Ein Angstpatient, der im Gegensatz dazu jedoch eine Zahnbehandlung völlig bewusst, aber sediert, mitbekommt, wird im Laufe der Zeit seine Angst abbauen. Wir haben schon Fälle erlebt, dass sogar nur eine einzige Lachgas-Behandlung genügte, um den Patienten wieder behandlungsfähig zu machen, und zwar dauerhaft ohne Lachgas. Das sind immer großartige Erfolge!

12. Noch eine Frage zum Abschluss: Brauche ich als Patient unter Lachgas überhaupt noch eine Spritze?

Ja. Lachgas sediert, es anästhesiert nicht. Zur Schmerzausschaltung ist die Anästhesie weiterhin erforderlich, zumindest bei größeren Eingriffen. Bei kleineren Eingriffen kann Lachgas durchaus auch ’mal die Spritze ersetzen, da es tatsächlich die Schmerzempfindlichkeit absenkt.

Vereinbaren Sie jetzt gleich ein uneingeschränkt positives Behandlungsgefühl – mit Lachgas!