Interview Zahnbrücken und Zahnkronen aus Vollkeramik

1. Herr Karmoll, was sind Zahnbrücken und Zahnkronen aus Vollkeramik?

Etwas wirklich ganz Besonderes: weiß, schön, glatt, von den eigenen echten Zähnen sowohl optisch als auch vom Gefühl her nicht zu unterscheiden und sehr gut für eine optimale Zahnfleischgesundheit.

2. Ich meinte die Frage eigentlich etwas technischer …

Bitte entschuldigen Sie, dass ich mich von meiner Begeisterung habe mitreißen lassen.

Ich fange ’mal ganz vorne an: Mit Zahnkronen bauen wir Zahnärzte wieder Zähne auf, die durch Karies oder auch ’mal durch einen Unfall so stark zerstört sind, dass sie nicht mehr gefüllt werden können. Zahnbrücken sind dafür da, Zahnlücken wieder zu schließen. Brücken ersetzen also verloren gegangene Zähne.

Weit verbreitet sind Zahnkronen und Zahnbrücken aus Metall für den Seitenzahnbereich. Das können Nichtedelmetalle oder Metalllegierungen sein, viele Menschen kennen ja „Goldzähne“, also überkronte Zähne, deren Metall sich aus einem mehr oder weniger hohen Anteil aus Gold und anderen Metallen zusammensetzt.

Für die sichtbaren Zähne weiter vorne im Gebiss werden diese metallenen Konstruktionen mit zahnfarbenem Kunststoff oder zahnfarbener Keramik überzogen, verblendet. Diese Verblendkronen haben also ein Gerüst aus Metall, das mit weißem Material überzogen ist.

In meiner Praxis und in meinem eigenen zahntechnischen Labor gehen wir seit vielen Jahren noch einen Schritt weiter und verzichten völlig auf Metalle. Das heißt also, dass wir auch das Gerüst einer Krone oder einer Brücke aus weißer Keramik (Vollkeramik) herstellen.

3. Das ist doch meines Wissens dann wieder die gute alte Jacketkrone …?

Vereinfacht ausgedrückt, ja, wobei ich leider nicht weiß, aus welchen Materialien genau früher die Jacketkronen hergestellt wurden. Offensichtlich gab es jedoch damals Probleme mit der Festigkeit solcher Kronen, sodass man später dazu überging, Keramiken durch Metalle zu unterstützen, sodass als Ergebnis die heutigen keramisch verblendeten Kronen herauskam, die ich vorhin schon beschrieben habe.

4. Wenn ich Sie also richtig verstehe, sind metallkeramische Zahnbrücken und Zahnkronen moderne Versorgungsarten, die gut funktionieren – warum gehen Sie dann wieder den Schritt zurück?

Nein, wir gehen selbstverständlich nicht zurück im Sinne eines Rückschrittes, sondern wir prüfen immer, ob frühere Versorgungsformen oder Behandlungsmethoden mit der heute machbaren Technologie eine neue Daseinsberechtigung bekommen. Das ist z.B. mit der Lachgassedierung so oder mit dem Arbeiten unter Kofferdam, einem Spanngummi im Mund. Auch dies sind lange bekannte Erfindungen, die aus welchen Gründen auch immer in den Hintergrund getreten sind, sich aber bei entsprechend interessierten Patienten und auch Zahnärzten wieder wachsender Beliebtheit erfreuen.

Die heutigen vollkeramischen Systeme sind mittlerweile dermaßen ausgereift, dass wir sie heute bedenkenlos einsetzen können, und zwar sowohl vorne als auch hinten im Mund, wo die Kaukräfte besonders hoch sind. Sogar Brücken in Vollkeramik sind im Seitenzahnbereich kein Problem mehr, da die heutigen keramischen Gerüste hochfest sind. Uns ist in den letzten 10 Jahren keine einzige Brücke im Seitenzahbereich durchgebrochen, die halten also richtig ’was aus.

5. Warum muss es Vollkeramik sein?

Weil es schöner aussieht. Eine vollkeramische Krone oder auch Brücke ist ähnlich transparent wie ein echter, natürlicher Zahn. Das Farben- und Lichtspiel ist praktisch identisch, vollkeramische Versorgungen sehen genau so lebendig aus wie ihre natürlichen Vorbilder. Metallkeramische Zahnkronen und Zahnbrücken wirken immer irgendwie tot oder künstlich, selbst wenn die Zahnfarbe exakt getroffen wird, was bei einem Metallgerüst darunter viel schwerer ist.

Bei Vollkeramik hat mein Techniker viel mehr Möglichkeiten, mit Hilfe seiner Farbpalette auch individuelle Nuancen eines natürlichen Zahnes täuschend echt zu imitieren. Schauen Sie doch einmal in den Spiegel und betrachten Sie Ihre Frontzähne ganz genau: Sie werden sehen, dass Ihre natürlichen Zähne jede Menge an Farbschattierungen, oberflächlichen Unebenheiten und vielleicht auch hellere oder dunklere Schmelzzonen aufweisen.

6. Na gut, für die vorderen Zähne leuchtet das unmittelbar ein. Weiter hinten tut es dann also weiterhin die klassische Metallversorgung?

Sie haben insoweit recht, dass es weiter hinten in der Mundhöhle nicht mehr so sehr auf die Ästhetik ankommt, das ist richtig.

Vollkeramische Versorgungen haben jedoch noch einen meiner Meinung nach wesentlich wichtigeren Aspekt zu bieten, der den ästhetischen Aspekt rein medizinisch gesehen noch weit überflügelt. Ich spreche jetzt über die exzellente Zahnfleisch- und Parodontalhygiene.

Ich habe von Anfang an in meiner Praxis höchsten Wert auf gesundes Zahnfleisch und gesunden Knochen drumherum gelegt, wir fassen beides unter dem Wort Parodont zusammen. Das Parodont ist das Fundament unseres Gebisses, bezeichnenderweise enden auch beide Wörter mit den Buchstaben nt. Jeder Zahnarzt, der gewissenhaft erkranktes Parodont behandelt, behandelt damit automatisch den ganzen Patienten auch ganzheitlich, denn das Immunsystem ist bei einem gesunden oder wieder erstarkten Parodont nicht mehr damit beschäftigt, die Zahnfleischentzündung mit Abwehrzellen zu bekämpfen, sodass es wieder mehr Kapazitäten frei hat, um andere Infektionsquellen im Körper in Schach zu halten.

Seit zehn Jahren kleben wir unseren Patienten vollkeramische Kronen und Brücken ein und seit zehn Jahren beobachten wir immer wieder auf’s Neue das gleiche Phänomen [hier können jetzt passende Bilder meiner Websites eingeblendet werden]: Diese Zähne und ihr Zahnfleisch sind sauber, es klebt kein bakterieller Zahnbelag dran, sogar unter den verwinkelten Verhältnissen einer Brücke, wo man mit der normalen Zahnbürste und auch Zahnseide einfach nicht hinkommen kann, finden wir nur ganz selten ’mal etwas vor, was wir dann problemlos in einer Professionellen Zahnreinigung beseitigen können.

Und solche phänomenal sauberen Verhältnisse sind mit metallischen Legierungen und auch verblendeten Metallkronen einfach nicht zu schaffen. Vollkeramische Brücken und Kronen sind sogar glatter, als in die Jahre gekommene natürliche Zähne, sodass wir schon manches Mal gestaunt haben, dass überkronte Zähne von den Patienten besser zu pflegen sind als ihre natürlichen eigenen Zähne!

7. Sie plädieren also auch für Vollkeramik ganz hinten?

Natürlich! Die Natur kennt keine Metalle im Mund! Keramiken zwar auch nicht, jedoch ist die Verträglichkeit von Keramiken deutlich besser. Ich gebe Ihnen ein ganz einfaches Beispiel: Vielleicht ist Ihnen ja schon einmal bei manchen Menschen aufgefallen, dass sie vorne zwar weiße Zähne haben, zwischen den Zähnen und dem Zahnfleisch aber ein hässlicher schwarzer Strich zu sehen ist. Und wenn Sie dann noch einmal ganz scharf hinsehen, erkennen Sie manchmal, dass auch das Zahnfleisch dunkel verfärbt ist. Das ist eine chronische Zahnfleischentzündung, der Körper wehrt sich gegen das Metall, das unter der zahnfarbenen Verblendung als Gerüst fungiert. Diese sogenannten aufbrennfähigen Legierungen beinhalten oft unedle Metalle, die zwar nötig sind, um die Keramik fest anhaften zu lassen, auf die der Körper aber andererseits oft eben mit solchen Entzündungszeichen reagiert.

Schauen Sie: Es wäre doch ein Treppenwitz, wenn ich auf der einen Seite das Zahnfleisch mit allen modernen Methoden behandle und mir Mühe gebe, die Patienten zu einer bestmöglichen Hygiene zu animieren, nur um ihnen dann auf der anderen Seite Dinge einzukleben, an denen Zahnbelag gut kleben kann, sodass die ganze Zahnfleischbehandlung für die Katz’ ist – möglichst noch miteinander fest verblockte Kronen aus Nichtedelmetallen!

Bitte bedenken Sie auch, dass Metalle viel temperaturleitfähiger sind als Keramik. Sie haben nichts davon, wenn Sie bei jedem heißen Kaffee oder Eisgenuss an ihre neue Krone oder Brücke erinnert werden.

8. Ich dachte immer, Gold ist das Beste für die Zähne …

Keramik ist besser – und wenn es mit den Goldpreisen auf Dauer noch weiter nach oben geht auch preislich eine interessante Alternative.

9. Also, ich weiß nicht so recht – bei Ihnen, in Ihrem eigenen Gebiss, blitzt es doch auch golden auf, oder sehe ich das falsch?

Sehen Sie richtig. Heute würde ich mir selbstverständlich Keramik einkleben lassen, nur wurde ich damals leider nicht über Keramik aufgeklärt, und da die Versorgung noch intakt ist, bleibt sie auch so lange drin, wie sie hält, zumal es ja nur eine Teilkrone ist, die Außenflächen sind ja noch natürlicher Zahnschmelz.

Natürlich sind Goldversorgungen lange haltbar. Sie fallen halt auf, können unter Umständen zu Temperaturempfindlichkeiten des Zahnes führen und sind heute – bedingt durch den deutlich höheren Goldpreis – auch wesentlich teurer geworden. Auch aus diesem Grund ist Keramik eine wirklich tolle Alternative, weil Sie sich auf Dauer von den Edelmetallpreisen unabhängig machen.

Jetzt verstehen Sie sicher, warum ich eingangs auf Ihre Frage, was eine keramische Brücke oder Krone ist, so ins Schwärmen kam…